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Politik & Gesellschaft

Der perfekte Sturm: Importstopp und Gesetzespläne bedrohen Cannabis-Versorgung in Deutschland

Symbolbild: Eine Gewitterwolke über Deutschland, aus der Blitze in Form von Paragraphen und Stoppschildern auf eine Cannabis-Pflanze einschlagen.
Mehrere Entwicklungen brauen sich zu einer ernsten Bedrohung für die Patientenversorgung zusammen.

Für hunderttausende Cannabis-Patienten in Deutschland ziehen dunkle Wolken auf. Gleich mehrere, sich gegenseitig verstärkende Entwicklungen drohen die Versorgung mit medizinischen Cannabisblüten in eine ernste Krise zu stürzen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vergibt derzeit keine neuen Importgenehmigungen, weil die bei der UN-Drogenkontrollbehörde gemeldete Jahresbedarfsschätzung (INCB) von 122 Tonnen bereits erschöpft ist (krautinvest.de; Überblick Business of Cannabis).

Die Krise in Kürze

  • BfArM-Pause bei Neugenehmigungen: Keine neuen Importbewilligungen bis zur Anpassung der INCB-Quote (aktuell 122 t). StratCann.
  • Importe explodieren: 80,8 t bereits im 1. Halbjahr 2025; Q2 allein 43,3 t. krautinvest.de (BfArM-Daten).
  • Telemedizin-Bremse im Kabinett: Persönlicher Arztkontakt für Erstverordnung + Versandverbot für Blüten beschlossen. Bundesregierung; Reuters.
  • Wachsender Protest: Bundestags-Petition „Zugang zu medizinischem Cannabis" überschreitet 21.000 Unterschriften. ePetitionen; PR Newswire.

Fakt 1: Die Import-Mauer – BfArM zieht die Notbremse

Das BfArM bestätigte auf Anfrage von Fachmedien, dass „aktuell keine Genehmigungen für die Einfuhr von Cannabis zu medizinischen Zwecken" erteilt werden können, da die in der INCB-Meldung veranschlagten 122 t ausgeschöpft sind. Es handelt sich nicht um einen formalen Importbann, aber neue Anträge bleiben bis zur Quotenanpassung liegen (krautinvest.de; Zusammenfassung MMJDaily). Gleichzeitig zeigen BfArM-Zahlen einen Rekordpfad: 80,8 t im H1/2025; Q2/2025: 43,3 t (krautinvest.de).

Fakt 2: Die Politik-Bremse – Berlin will Telemedizin kappen

Parallel dazu hat das Bundeskabinett eine Reform des Medizinal-Cannabisrechts vorgelegt: Erstverschreibungen nur nach persönlichem Arztkontakt (Praxis oder Hausbesuch) und Versandverbot für Cannabisblüten; Apotheken-Botendienste bleiben möglich (Bundesregierung; Deutschlandfunk). Internationale Agenturen ordnen die Schritte als Reaktion auf einen Importanstieg von „über 400 %" im H1/2025 ein (Reuters).

Ein Patient steht vor zwei verschlossenen Türen: Eine mit einem BfArM-Stoppschild (Import) und eine mit einem Paragraphen (Gesetz).
Von zwei Seiten wird der Zugang erschwert: Die verfügbare Menge sinkt, während die bürokratischen Hürden steigen.
Petition „Zugang zu medizinischem Cannabis": Die offizielle ePetition bewirbt eine öffentliche Anhörung im Bundestag und hat die 20.000er-Marke bereits klar überschritten (ePetitionen; PR Newswire).

Das Dilemma: Zwischen gewolltem Drosseln und ungewollter Krise

Es entsteht die klassische Zangenbewegung: Angebot wird durch die ausgeschöpfte INCB-Quote und die BfArM-Pause gebremst, Nachfrage durch strengere Zugangsregeln. Fachmedien warnen vor regionalen Engpässen und raten zu belastbaren Übergangslösungen, bis die Quote nachjustiert ist (krautinvest.de – Analyse).

Chancen & Risiken

  • Chance: Rückkehr zu engerer ärztlicher Begleitung und Stärkung der Präsenz-Beratung in Apotheken; Botendienst bleibt möglich (Bundesregierung).
  • Risiko: Versorgungslücken durch limitierte Importmenge + erschwerte Erstverordnung; Telemedizin-Modelle und Investitionen geraten unter Druck (Reuters; Business of Cannabis).
Dennis

Meinung von BesserGrowen

Dies ist ein Kommentar, nicht Teil der Nachricht

Den rasant steigenden Bedarf mit smarteren Qualitätsregeln zu begleiten, wäre die moderne Lösung. Stattdessen prallen Quotenbremse und Präsenzpflicht aufeinander – und Patient:innen stehen dazwischen. Wer Versorgungssicherheit will, muss digitale Wege qualitätsgesichert zulassen und die Importplanung an Realitäten anpassen – nicht umgekehrt.

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