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International & Politik

Amerikas konservative Kehrtwende: Republikaner-Zustimmung für Cannabis-Legalisierung stürzt auf 40 % ab – Eine Warnung für Deutschland?

Symbolbild: Donald Trump schwingt einen 'Law & Order'-Hammer und trifft eine Cannabis-Pflanze, während Warnsymbole für Fentanyl aufleuchten.
Ein dramatischer Meinungsumschwung: Die Angst vor Fentanyl und Kriminalität lässt die Cannabis-Zustimmung bei den US-Republikanern einbrechen.

Jahrelang sah es so aus, als wäre Cannabis‑Legalisierung in den USA unaufhaltsam. Fast alle Parteien waren dafür. Doch jetzt dreht sich die Stimmung: Eine neue Gallup‑Umfrage vom Oktober 2025 zeigt, dass nur noch 40 % der republikanischen Wähler eine Legalisierung wollen. 2023 waren es noch 55 %. Cannabis Business Times Der Grund: Die Republikaner verbinden die tödliche Fentanyl‑Krise mit harten Strafen – und stellen Cannabis‑Reformen als Teil des Problems dar. Warum diese Strategie auch Deutschland betrifft, zeigt dieser Artikel.

Die Kernpunkte im Überblick

  • Dramatischer Absturz: Die Zustimmung zur Legalisierung unter Republikanern fiel laut Gallup‑Umfrage von 55 % (2023) auf 40 % (Oktober 2025) (Cannabis Business Times).
  • Fentanyl‑Narrativ: Republikanische Politiker nutzen die tödliche Fentanyl‑Krise für eine harte „Law & Order"-Agenda. Der Guardian berichtet, dass Republikaner Joe Biden und seine Einwanderungspolitik für die Krise verantwortlich machen und Asylsuchende fälschlich als Schmuggler darstellen (The Guardian).
  • „Failed‑State"-Bilder: Konservative Medien zeigen Obdachlosigkeit und offenen Drogenkonsum in legalisierten US‑Bundesstaaten. Die Botschaft: Legalisierung = Chaos.
  • Warnung für Deutschland: Die CDU/CSU nutzt ähnliche Muster. Bundesdrogenbeauftragter Hendrik Streeck warnt: Jugendliche kämen leichter an Cannabis, Frühinterventionen sinken, Produkte werden stärker, der Schwarzmarkt wächst (Apotheke Adhoc). Positive Ergebnisse aus dem EKOCAN‑Bericht werden ignoriert.

Warum die Fentanyl-Krise die Cannabis-Debatte vergiftet

Der Stimmungsumschwung hat nichts mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über Cannabis zu tun. Der Grund ist politisch: Die USA leiden unter einer verheerenden Fentanyl-Krise mit Zehntausenden Toten. Republikanische Politiker nutzen diese Tragödie, um eine harte „Law & Order"-Position zu fahren. In ihrer Erzählung werden alle Drogen gleichgesetzt. Laut dem Guardian werfen Kritiker der GOP vor, den dramatischen Anstieg der Fentanyl‑Todesfälle Präsident Biden anzulasten und Migranten als Schmuggler zu diffamieren (The Guardian). Obwohl Cannabis und Fentanyl nichts miteinander zu tun haben, wird die liberale Cannabis‑Politik als Teil des Problems dargestellt.

Das Paradox: Rescheduling Ja, Legalisierung Nein?

Wie passt der Stimmungsabsturz zur Tatsache, dass Präsident Trump die Herabstufung von Cannabis in Schedule III (Anerkennung eines medizinischen Nutzens) unterstützt? Dieses Paradox löst sich schnell auf. Die Einstufung in Schedule III ist vor allem ein Verwaltungsakt. Das bedeutet: Bestimmte Steuervorteile (Absetzbarkeit von Betriebskosten) werden möglich, die Forschung wird einfacher. Aber: Die Pflanze bleibt ein bundesweit kontrolliertes Betäubungsmittel. Nach Einschätzung des Drug Enforcement and Policy Center der Ohio State University bleibt Herstellung, Vertrieb und Besitz weiterhin illegal – die Strafen können aber milder ausfallen (Moritz College of Law). Eine bundesweite Legalisierung dagegen lehnen viele Konservative als zu weitgehend ab. Trumps Haltung – hart gegen Drogenkartelle, aber offen für eine geregelte Cannabis‑Ökonomie – spiegelt diese Spaltung wider.

Ein CDU-Politiker (Karikatur Streeck) schaut Fox News, sieht den GOP-Elefanten und macht sich Notizen, während der deutsche EKOCAN-Bericht im Aktenvernichter landet.
Blaupause USA: Die deutsche Union kopiert die US-Strategie – Narrative und "Law & Order" schlagen wissenschaftliche Fakten.
Die deutsche Blaupause: Wie die Union die US‑Strategie kopiert Der Stimmungswandel in den USA dient als Blaupause für die Strategie der CDU/CSU. Obwohl der erste EKOCAN‑Zwischenbericht zentrale Sorgen wie steigenden Jugendkonsum oder Verkehrschaos widerlegt, betonen Unionspolitiker weiterhin Gefahren. Drogenbeauftragter Hendrik Streeck sagt: Jugendliche kämen leichter an Cannabis, Frühinterventionen nähmen ab, Produkte seien stärker, gesundheitliche Störungen nähmen zu (Apotheke Adhoc). Er fordert schärfere Regeln und ignoriert positive Trends – eine Taktik, die, wie der US‑Fall zeigt, die öffentliche Meinung beeinflussen kann.

Was bedeutet der Stimmungsumschwung?

Ein Umschwung bei den republikanischen Wählern bedeutet nicht das sofortige Ende der Legalisierung in den USA. Die findet nämlich vor allem in den einzelnen Bundesstaaten statt. Es bedeutet aber: Der parteiübergreifende Konsens ist vorbei. Zukünftige Reformen auf Bundesebene (wie das SAFER Banking Act zur Öffnung der Finanzmärkte) werden im Kongress auf massiven Widerstand stoßen. Die US-Cannabis-Industrie muss sich auf eisigen Gegenwind einstellen. Für den Rest der Welt, auch für Deutschland, ist das eine Mahnung: Ein einmal legalisierter Markt ist keine Einbahnstraße, wenn die politische Stimmung kippt.

Chancen & Risiken

  • Chance: Die Cannabis-Branche muss jetzt die „Nebenwirkungen" der Legalisierung ernster nehmen (z. B. öffentlicher Konsum, Steuerehrlichkeit). So nimmt sie der „Law & Order"-Kritik den Wind aus den Segeln.
  • Risiko: Der politische Spin verfängt sich dauerhaft. Die Fentanyl-Krise wird fälschlich genutzt, um Cannabis-Reformen global zurückzudrehen. Das würde ironischerweise den Schwarzmarkt wieder stärken.
Dennis

Meinung von BesserGrowen

Dies ist ein Kommentar, nicht Teil der Nachricht

Dieser Stimmungsumschwung ist ein Meisterstück des politischen Framings – und brandgefährlich. Man nimmt eine reale, tödliche Krise (Fentanyl) und nutzt sie als Knüppel, um eine völlig unzusammenhängende Reform (Cannabis) zu erschlagen. Das ist intellektuell unehrlich und löst kein einziges Problem – es schafft nur neue. Die Lehre für Deutschland ist bitter: Es ist egal, was im EKOCAN-Bericht steht. Es ist egal, ob die Justiz entlastet wird oder der Jugendkonsum stabil bleibt. Wenn es der Union gelingt, das CanG mit „Kontrollverlust" und „Gefahr" zu verknüpfen, können sie die öffentliche Meinung drehen. Die deutsche Cannabis-Bewegung muss aufhören, sich auf Fakten auszuruhen. Sie muss anfangen, den Kulturkampf um die Narrative zu gewinnen.

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