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International

Schweiz startet Konsultation zum Cannabisgesetz: Der pragmatische Weg zur Volllegalisierung?

Symbolbild: Die Schweizer Flagge weht über einem geordneten Feld von Cannabis-Pflanzen, das in Richtung Fachgeschäfte führt.
Die Schweiz schlägt mit ihrem Gesetzentwurf einen Weg ein, der direkt auf einen regulierten Verkauf abzielt.

Während Deutschland noch die ersten Erfahrungen mit seinem Zwei-Säulen-Modell sammelt, macht die Schweiz den nächsten großen Schritt: Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates (SGK-N) hat am 29. August 2025 die Vernehmlassung für ein bundesweites Cannabisproduktegesetz (CanPG) eröffnet. Bis zum 1. Dezember 2025 können Kantone, Parteien und Verbände Stellung nehmen (Frist & Unterlagen). Der Entwurf setzt von Beginn an auf einen streng kontrollierten, nicht-gewinnorientierten Verkauf über lizenzierte Verkaufsstellen – und wählt damit bewusst einen anderen Weg als Deutschland.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesweite Konsultation: Vernehmlassung zum CanPG eröffnet (29.08.2025) – Stellungnahmen bis 01.12.2025. Quelle
  • Regulierter Verkauf statt Vereinsmodell: Abgabe an Erwachsene über eine begrenzte Zahl konzessionierter Verkaufsstellen; zusätzlich ist eine einzige landesweite Online-Konzession vorgesehen. Quelle
  • Nicht gewinnorientiert + Lenkungsabgabe: Verkauf ohne Profit mit Abgabe zur Steuerung – „Apotheke oder Shop“ als mögliche Verkaufsorte. SRF
  • Weitere Eckpfeiler: Track & Trace, Werbeverbot, Warnhinweise & neutrales Packaging, Nulltoleranz im Strassenverkehr, Eigenanbau erlaubt. Quelle

Der Schweizer Weg: Von Pilotprojekten zum nationalen Gesetz

Die Schweiz verfolgt seit Jahren eine Politik der kleinen, aber konsequenten Schritte. Statt eines großen Wurfs wurden zunächst wissenschaftlich begleitete Pilotversuche in mehreren Städten genehmigt, in denen registrierte Teilnehmer legal Cannabis beziehen können. Die Erkenntnisse zu Konsumverhalten, Gesundheit und Schwarzmarkt fließen nun direkt in das CanPG ein – ein datengestützter Ansatz, der Ideologie durch Evidenz ersetzt. BAG

CanPG im Detail: Fachgeschäfte statt Vereinsmeierei

Der Kern des Entwurfs ist ein streng regulierter, nicht-gewinnorientierter Markt. Produzenten und Verkaufsstellen benötigen Konzessionen; die Abgabe erfolgt über eine limitierte Zahl von Verkaufsstellen (z. B. Apotheken oder spezialisierte Shops) mit klaren Auflagen zu Beratung, Prävention und Jugendschutz. Werbung bleibt untersagt; Verpackungen sind neutral und mit Warnhinweisen versehen; eine Lenkungsabgabe soll Schäden kompensieren; ein Track-&-Trace-System gewährleistet Nachverfolgbarkeit. Vorlage · SRF

Ein sauberes, apothekenähnliches Fachgeschäft in der Schweiz, in dem ein Kunde fachkundig beraten wird.
Das Schweizer Modell priorisiert den kontrollierten Verkauf in einem professionellen Umfeld.
Direkte Demokratie: Nach der Vernehmlassung berät das Parlament. Wie üblich in der Schweiz könnte ein Referendum folgen, falls genügend Unterschriften gesammelt werden. Mehr zur Vorlage

Chancen & Risiken

  • Chance: Der pragmatische Fokus auf regulierten Verkauf (statt Vereinsmodell) kann den Schwarzmarkt effizienter verdrängen und verlässliche Steuereinnahmen generieren. SRF
  • Risiko: Die kommerziell-professionelle Ausrichtung bleibt politisch umstritten; ein mögliches Referendum könnte das Projekt verzögern oder kippen. Vorlage
Dennis

Meinung von Dennis von BesserGrowen

Dies ist ein Kommentar, nicht Teil der Nachricht

Die Schweiz macht vor, wie eine Legalisierung aussehen kann, die den Namen verdient: pragmatisch, wissenschaftlich fundiert und auf das eigentliche Ziel – die Verdrängung des Schwarzmarktes – ausgerichtet. Anstatt sich in der Komplexität nicht-kommerzieller Vereinsstrukturen zu verlieren, geht man den direkten Weg über ein kontrolliertes, aber funktionierendes Marktsystem. Deutschland sollte genau hinschauen: Dieser Ansatz hat das Potenzial, die Blaupause für eine europäische Erfolgsgeschichte der Cannabis-Regulierung zu werden.

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