🚨 Modellprojekte hängen fest: Hannover & Frankfurt warten auf grünes Licht
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Ernüchterung statt Euphorie: Deutschlands erste legale Cannabis-Fachgeschäfte sollten eigentlich längst geöffnet sein. Die Städte Hannover und Frankfurt wollten Anfang 2025 als Vorreiter starten, doch im September 2025 herrscht Stillstand. Der Grund: Die für die Genehmigung erforderliche Bundes-Rechtsverordnung steckt seit Monaten in der „regierungsinternen Abstimmung“ fest. Während 4.000 registrierte Teilnehmer warten, entwickelt sich das Prestigeprojekt der Cannabis-Legalisierung zur Hängepartie. (krautinvest; Rundblick NDS)
🔥 Das Wichtigste in Kürze (Faktencheck)
- Verzögerung bestätigt: Geplanter Start Anfang 2025 verpasst; Projekte hängen wegen fehlender Bundesverordnung fest. (krautinvest)
- Zwei Städte betroffen: Hannover plant bis zu drei, Frankfurt mehrere Verkaufsstellen in Kooperation mit der Sanity Group. (MHH; Stadt Frankfurt)
- 4.000 Teilnehmer warten: Rund 4.000 volljährige Personen haben sich bereits für die wissenschaftliche Studie registriert. (Stadt Hannover)
- Wissenschaft steht bereit: Die MHH Hannover und die Frankfurt UAS sind startklar, um die Projekte wissenschaftlich zu begleiten.
🎯 Worum geht es bei den Modellprojekten?
Die Projekte sind das Herzstück von Säule 2 der deutschen Cannabis-Legalisierung. Ziel ist die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene über lizenzierte Fachgeschäfte, um den Schwarzmarkt auszutrocknen und den Jugend- und Gesundheitsschutz zu stärken. Die wissenschaftliche Begleitung soll wertvolle Daten über Konsumverhalten und gesellschaftliche Auswirkungen liefern. (BMG)
📊 Geplanter Aufbau (laut Ankündigungen 10/2024)
- Hannover: Bis zu drei Verkaufsstellen im Stadtgebiet; wissenschaftliche Begleitung durch die Klinik für Psychiatrie der MHH. (MHH)
- Frankfurt: Kooperation der Stadt mit der Sanity Group; wissenschaftliche Leitung durch Prof. Dr. Heino Stöver (Frankfurt UAS). (Stadt Frankfurt)
- Teilnehmerzahl: Je ca. 2.000 Personen pro Stadt, insgesamt rund 4.000. (Stadt Hannover)
- Laufzeit: Geplant für 5 Jahre mit regelmäßiger Evaluation.
⚠️ Die bittere Realität: Warum es hakt
Während Cannabis Social Clubs bereits seit über einem Jahr aktiv sind, warten die kommerziellen Modellprojekte weiter auf ihre Geburtsstunde. Das Hauptproblem ist die Bürokratie auf Bundesebene.
Bundesebene schweigt, Genehmigung fehlt
Die notwendige Rechtsverordnung, die Details zur Genehmigung und Kontrolle der Projekte regelt, wurde nicht rechtzeitig erlassen. Ohne diese rechtliche Grundlage kann die zuständige Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) keine Genehmigungen erteilen. Beamtendeutsch für: Es dauert noch unbestimmt lange. (krautinvest)
Politische Unsicherheit im Wahljahr
Mit den anstehenden Wahlen wird die Zeit knapp. Ein Regierungswechsel könnte das gesamte Vorhaben gefährden, bevor es überhaupt gestartet ist. Diese politische Unsicherheit erhöht den Druck auf alle Beteiligten und lähmt die Entscheidungsprozesse zusätzlich. (Rundblick NDS)
💰 Die wirtschaftlichen Folgen der Verzögerung
Jeder Tag des Wartens kostet nicht nur Nerven, sondern auch Geld. Die Sanity Group und andere Partner haben bereits erheblich investiert – in Ladenlokale, Personal und Lieferketten. (Sanity Group) Diese Investitionen liegen brach, während den Kommunen wichtige Steuereinnahmen entgehen. Gleichzeitig verliert Deutschland den Anschluss an internationale Märkte, wo solche Modelle bereits erfolgreich laufen.
🎲 Drei mögliche Szenarien
Szenario 1 - Der Last-Minute-Start (Wahrscheinlich):
Die Verordnung kommt im Herbst, die Projekte starten mit Verzögerung Ende 2025 oder Anfang 2026.
Szenario 2 - Die Verschiebung auf nach der Wahl (Möglich):
Das Thema wird auf die lange Bank geschoben. Das Schicksal der Projekte entscheidet die neue Regierung.
Szenario 3 - Das Aus (Unwahrscheinlich, aber riskant):
Ein politischer Kurswechsel stoppt Säule 2 komplett. (Osborne Clarke)
💭 Fazit: Eine verpasste Chance?
Die Verzögerung der Modellprojekte ist symptomatisch für die deutsche Cannabis-Politik: gut gemeint, aber in der Umsetzung von Bürokratie gelähmt. Während die wissenschaftlichen Teams, die Städte und die wirtschaftlichen Partner startklar sind, scheitert das Vorhaben an einer fehlenden Unterschrift in Berlin. Die 4.000 wartenden Teilnehmer sind die Leidtragenden. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Bundesregierung die Kurve kriegt oder ob Deutschlands erste Cannabis-Fachgeschäfte eine Fußnote der Geschichte bleiben.
Hinweis: Stand: 19. September 2025, 17:00. Quellen sind im Text verlinkt.