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Wirtschaft & Politik

Realität schlägt Politik: BfArM erhöht Cannabis-Importlimit auf 192 Tonnen, da alter Deckel gesprengt ist

Symbolbild: Ein Staudamm (Importlimit) wird erhöht, weil die Nachfrage-Flut (Rezepte) durchbricht.
Die Realität der Patientennachfrage zwingt die Behörden zum Handeln: Die Schätzmenge für Importe steigt deutlich.

Die deutsche Nachfrage nach medizinischem Cannabis sprengt alle Prognosen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat die an den UN‑Drogenkontrollrat (INCB) gemeldete Import‑Schätzmenge für 2025 von 122 Tonnen auf rund 192,5 Tonnen angehoben. Business of Cannabis Der vorherige 122‑Tonnen‑Rahmen war bereits im Herbst komplett ausgeschöpft; neue Importgenehmigungen wurden vorübergehend gestoppt. MMJDaily

Die Kernfakten im Überblick

  • Limit gesprengt: Die zuvor gemeldeten 122 t für 2025 waren bereits erreicht; BfArM stoppte vorübergehend neue Bewilligungen. MMJDaily
  • Massive Erhöhung: Die Schätzmenge wurde um rund 70 Tonnen auf etwa 192,5 Tonnen erhöht; BfArM bestätigte exakt 192 t 484 kg 23 g (kumulierte Gesamtmenge). Business of Cannabis
  • Wichtiges Detail: Es handelt sich um eine INCB‑Schätzung (keine starre Obergrenze); Genehmigungen sind nur innerhalb dieses Rahmens möglich, Anpassungen erfolgen bei veränderter Nachfrage. Erklärung
  • Politischer Kontext: Parallel will die Bundesregierung per MedCanG‑Änderung Telemedizin‑Erstverschreibungen einschränken und den Versandhandel mit Blüten untersagen. BMG Bundesregierung

Warum 122 Tonnen nicht mehr ausgereicht haben

Die ursprüngliche Meldung für 2025 basierte auf den Zahlen aus den Vorjahren. Doch seit der Entkriminalisierung im April 2024 und dem einfacheren Zugang zu Rezepten – unter anderem durch Telemedizin‑Angebote – ist die Nachfrage deutlich schneller gewachsen als erwartet. Als das 122‑Tonnen‑Kontingent im Herbst vollständig erreicht war, musste das BfArM neue Importgenehmigungen vorübergehend stoppen. Jetzt wurde der Rahmen nachträglich angehoben. MMJDaily

Widerspruch: Die Behörde öffnet, die Politik bremst

Das BfArM handelt pragmatisch und sichert die Versorgung – ein klares Signal, dass der tatsächliche Bedarf von Patient:innen deutlich höher ist als ursprünglich angenommen. Business of Cannabis Gleichzeitig arbeitet die Politik an Einschränkungen: Eine geplante Änderung des Medizinalcannabis‑Gesetzes würde Telemedizin‑Erstverordnungen verbieten und den Versand von Blüten untersagen. Diese Regeln könnten genau die Dynamik bremsen, die gerade zur Erhöhung des Importlimits geführt hat. BMG Bundesregierung

Waage zwischen Patientenbedarf (Rezepte) und politischer Regulierung (Verbotsschilder).
Die Marktnachfrage übersteigt die politischen Pläne – das BfArM zieht nach.
INCB‑Schätzmenge ≠ harte Obergrenze: Staaten melden jährlich ihren Bedarf an den INCB. Auf dieser Basis erteilen nationale Behörden Importgenehmigungen; wird der Bedarf deutlich höher, kann die Schätzmenge nachgemeldet und erhöht werden. Hintergrund

Was bedeutet das für Patient:innen und den Markt?

Kurzfristig ist die Erhöhung eine gute Nachricht: Lieferengpässe werden abgemildert, Importeure und Apotheken bekommen mehr Planungssicherheit. Langfristig bleibt aber offen, wie sich die geplante Gesetzesänderung auswirkt. Wenn Telemedizin‑Erstverordnungen und der Versand von Blüten verboten werden, könnte das den legalen Markt wieder stark einschränken – trotz der jetzt gestiegenen Importmengen. BMG

Chancen & Risiken

  • Chance: Die Erhöhung ist eine offizielle Bestätigung des hohen Bedarfs und verbessert die Versorgungssicherheit sofort.
  • Risiko: Die geplanten Einschränkungen (kein Tele‑Erstkontakt, Versandverbot) könnten Ärzt:innen, Patient:innen und Anbieter verunsichern – und ab 2026 zu neuen Engpässen führen.
Dennis

Meinung von BesserGrowen

Dies ist ein Kommentar, nicht Teil der Nachricht

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Deutschland ist längst ein großer Medizinalcannabis‑Markt. Das BfArM reagiert auf die Realität – die Politik will gleichzeitig bremsen. Wer Versorgungssicherheit und die Eindämmung des Schwarzmarkts ernst meint, sollte digitale Zugangswege kontrolliert ermöglichen statt sie komplett zu verbieten. Der Versand von Blüten ließe sich mit klaren Qualitätsstandards rechtssicher gestalten – Verbote schaffen nur neue Hürden.

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