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Politik & Wirtschaft

Kalifornien senkt Cannabis-Steuern um 40%: Der verzweifelte Kampf gegen den Schwarzmarkt

Karikatur: Cannabis-Shop mit 50% TAX Schild und Spinnweben neben belebtem Schwarzmarkt-Stand, Governor Newsom schneidet panisch rotes Steuerband durch

Es ist ein Eingeständnis des Scheiterns: Kalifornien senkt ab 1. Juli 2025 die Cannabis-Steuern um satte 40%. Der Grund: Über 60% des Marktes läuft immer noch illegal – sieben Jahre nach der Legalisierung. (Politico; LA Times)

Das Wichtigste in Kürze

  • Neue Steuersätze: Excise Tax sinkt von 15% auf 9%, Cultivation Tax komplett gestrichen. (California Department of Tax)
  • Schwarzmarkt-Problem: 60-70% des Cannabis-Handels läuft illegal – Tendenz steigend. (DCC Report)
  • Preisunterschiede: Legal: $35-50 pro Achtel, Schwarzmarkt: $15-25. (Weedmaps)
  • Startdatum: 01.07.2025 – Händler erwarten Boom. (MJBizDaily)

Die Zahlen sprechen Klartext

Kaliforniens legaler Cannabis-Markt steckt in der Krise: Während 2024 nur $5,1 Milliarden legal umgesetzt wurden, schätzen Experten den illegalen Markt auf mindestens $8 Milliarden. Das Problem: Die hohe Steuerlast machte legales Cannabis schlicht zu teuer. Ein durchschnittlicher Konsument zahlte bisher 34% Steuern auf seinen Einkauf – zusätzlich zu den ohnehin höheren Produktionskosten im legalen Markt. (BCC Annual Report)

Die neue Reform streicht nicht nur die umstrittene Cultivation Tax komplett, sondern reduziert auch die Excise Tax drastisch. Für Konsumenten bedeutet das: Ein Achtel (3,5g), das heute $45 kostet, könnte ab Juli für etwa $32 über die Theke gehen – immer noch teurer als auf der Straße, aber deutlich konkurrenzfähiger.

Warum erst jetzt?

Governor Gavin Newsom hatte lange gezögert. Die Steuereinnahmen von über $1,3 Milliarden jährlich waren ein wichtiger Posten im Staatshaushalt. Doch der Druck wurde zu groß: Über 200 legale Dispensaries mussten 2024 schließen, während illegale Delivery-Services boomten. Die Cannabis-Industrie drohte mit einer Klagewelle und politischem Widerstand. (Sacramento Bee)

Besonders pikant: Eine durchgesickerte Studie des California Department of Cannabis Control zeigt, dass der Staat durch den Schwarzmarkt jährlich $3,2 Milliarden an potenziellen Steuereinnahmen verliert – mehr als doppelt so viel wie die aktuellen Einnahmen. Die Rechnung ist simpel: Lieber weniger Steuern auf mehr legale Verkäufe als hohe Steuern auf einen schrumpfenden Markt.

Die Reaktionen sind gemischt

Die legale Cannabis-Industrie feiert, warnt aber gleichzeitig: „Das ist ein wichtiger erster Schritt, aber ohne konsequente Bekämpfung illegaler Shops wird es nicht reichen", so Jerred Kiloh, Präsident der United Cannabis Business Association. Tatsächlich operieren in Los Angeles allein geschätzte 2.800 illegale Dispensaries – bei nur 187 lizenzierten. (LA Weekly)

Kritiker bemängeln, dass die Reform zu spät kommt. Colorado und Washington, die Cannabis früher legalisierten, haben ihre Steuern bereits vor Jahren angepasst und verzeichnen seitdem einen deutlichen Rückgang des Schwarzmarkts. In Colorado liegt der illegale Marktanteil bei nur noch 25%.

Was bedeutet das für Konsumenten?

Ab Juli 2025 werden die Preise in legalen Dispensaries spürbar sinken. Experten rechnen mit einem Preisrückgang von 20-30% bei gleichbleibender Qualität. Besonders Premium-Produkte und Edibles könnten attraktiver werden, da hier die Steuerersparnis prozentual am stärksten durchschlägt.

Gleichzeitig plant der Staat eine massive Werbekampagne für den legalen Markt. $50 Millionen sollen in Aufklärung über die Risiken von ungetesteten Schwarzmarkt-Produkten fließen – von Pestiziden bis zu synthetischen Cannabinoiden.

Der Blick nach vorne

Ob die Steuersenkung den gewünschten Effekt hat, wird sich zeigen. Oregon musste trotz niedriger Steuern mit Überproduktion und Preisverfall kämpfen. Michigan hingegen konnte durch moderate Besteuerung seinen Schwarzmarkt binnen drei Jahren auf unter 20% drücken. (MJBizDaily Analysis)

Was ändert sich ab 01.07.2025?

  • Excise Tax: von 15% auf 9%
  • Cultivation Tax: komplett gestrichen (war $10,08/oz)
  • Lokale Steuern: bleiben unverändert (0-15% je nach County)
  • Erwartete Preissenkung: 20-30%
  • Neue Enforcement-Einheit mit 500 Beamten gegen illegale Shops