Einfach erklärt: Warum Deutschland trotz Hanf-Boom keine Fasern verarbeitet
Das Thema im Detail? 💡 Hier geht es zum vollständigen Analyse-Artikel.
Hanf ist eine tolle Pflanze. Sie wächst schnell, braucht wenig Wasser und keine Pestizide. Aus Hanf kann man viele nützliche Dinge machen: Dämmstoffe für Häuser, leichte Teile für Autos oder auch Kleidung. Weltweit wollen immer mehr Firmen Hanffasern kaufen. Aber in Deutschland bauen die Landwirte trotzdem weniger Hanf an. Warum? Weil es in Deutschland zu wenige Fabriken gibt, die Hanf verarbeiten können. BLE
Das Wichtigste in Kürze
- Der Markt wächst: Weltweit wollen immer mehr Firmen Hanffasern kaufen. Der Markt wächst jedes Jahr um fast 24 Prozent. In Europa wird immer mehr Hanf angebaut.
- Deutschland baut ab: Obwohl Deutschland in Europa der zweitgrößte Hanf-Produzent ist, bauen 2025 weniger Landwirte Hanf an. Es gibt weniger Felder mit Hanf als im Jahr davor.
- Das Problem: In Deutschland fehlen Fabriken, die Hanf verarbeiten können. Das nennt man „Dekortikations-Anlagen". Diese Maschinen trennen die wertvollen Fasern vom Rest der Pflanze.
- Warum das schlecht ist: Landwirte finden niemanden, der ihren Hanf kauft. Firmen wie BMW wollen Hanffasern nutzen, müssen sie aber aus dem Ausland kaufen. Deutschland verschenkt eine große Chance.
Was macht Hanf so besonders?
Hanf ist eine sehr robuste Pflanze. Sie wächst in nur vier Monaten bis zu vier Meter hoch. Dabei braucht sie viel weniger Wasser als zum Beispiel Baumwolle. Hanf braucht auch keine Pestizide, weil er Unkraut von alleine verdrängt. ATB Potsdam
Hanf ist gut fürs Klima. Ein Hektar Hanffeld (so groß wie ein Fußballfeld) kann bis zu 20 Tonnen CO2 aus der Luft aufnehmen. Das CO2 bleibt dann in den Hanf-Produkten gespeichert. Zum Beispiel in Baustoffen. Das ist gut fürs Klima. CO2-Positiv
Hanf ist leicht und fest. Hanffasern sind leichter als Glasfasern (die man oft in der Industrie nutzt), aber trotzdem sehr fest. Deshalb kann man damit zum Beispiel Autoteile bauen, die leichter sind. Leichtere Autos verbrauchen weniger Energie. BMW hat das schon beim Auto „i3" gemacht. Hanf Magazin
Wofür man Hanf nutzen kann
- Autoteile: Türverkleidungen, Armaturenbretter – leichter als Plastik oder Glasfaser.
- Baustoffe: Dämmstoffe für Häuser, Hanfbeton (ein spezieller Baustoff, der Wärme gut speichert).
- Kleidung: Hanf-Textilien sind sehr robust und hautfreundlich.
- Verpackungen: Statt Plastik kann man Hanf für Verpackungen nutzen.
Warum bauen deutsche Landwirte dann weniger Hanf an?
Das Problem ist einfach: Es gibt in Deutschland nicht genug Fabriken, die Hanf verarbeiten können.
Was ist Verarbeitung? Wenn Landwirte Hanf ernten, ist das erst mal nur eine Pflanze. Um daraus Fasern für Autos oder Dämmstoffe zu machen, muss der Hanf verarbeitet werden. Dafür braucht man spezielle Maschinen. Diese Maschinen nennt man „Dekortikations-Anlagen". Sie trennen die wertvollen Fasern vom Rest der Pflanze (dem „Schäben"). BTU Cottbus
Das Henne-Ei-Problem. Landwirte sagen: „Ich baue nur Hanf an, wenn ich weiß, dass jemand ihn kauft." Investoren sagen: „Ich baue nur eine Fabrik, wenn ich weiß, dass genug Landwirte Hanf anbauen." Niemand macht den ersten Schritt. Deshalb passiert nichts. Hanf Magazin
Landwirte, die trotzdem Hanf anbauen, können ihn oft nur als Tierstreu verkaufen. Das bringt viel weniger Geld als wenn man daraus Autoteile oder Dämmstoffe machen würde.
Frankreich macht es besser
In Frankreich sieht es anders aus. Dort gibt es viele moderne Fabriken, die Hanf verarbeiten können. Frankreich ist der größte Hanf-Produzent in Europa – mehr als 60 Prozent des gesamten Hanfs kommen von dort. EU-Kommission
In Frankreich funktioniert die ganze Kette: Landwirte bauen Hanf an, Fabriken verarbeiten ihn, und Firmen (zum Beispiel Auto-Hersteller) kaufen die Fasern. Alles ist gut organisiert. Deutschland hat dieses System nicht.
Was muss passieren?
- Mehr Fabriken bauen: Deutschland braucht moderne Anlagen, die Hanf verarbeiten können. Das kostet viel Geld – Millionen Euro pro Fabrik.
- Klarere Regeln: Viele Investoren sind unsicher, weil die Regeln für Nutzhanf nicht ganz klar sind. Das muss sich ändern.
- Hilfe vom Staat: Die Regierung könnte helfen, indem sie Geld für den Bau von Fabriken bereitstellt.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Wenn Deutschland jetzt nichts tut, wird das Land eine große Chance verpassen. Hanf ist ein umweltfreundlicher Rohstoff mit vielen Vorteilen. Firmen wie BMW wollen ihn nutzen. Aber wenn es keine deutschen Fabriken gibt, müssen diese Firmen Hanffasern aus dem Ausland kaufen. Das ist teurer und schlecht fürs Klima (wegen der langen Transportwege).
Frankreich und andere Länder bauen ihre Hanf-Industrie weiter aus. Deutschland hinkt hinterher. Wenn sich das nicht ändert, wird Deutschland auf dem Hanf-Markt keine Rolle mehr spielen.