Das internationale Vorbild aus Spanien oder Malta malte das Bild von geselligen Orten des Austauschs und der Gemeinschaft. Doch die deutsche Umsetzung der Cannabis Social Clubs (CSCs) durch das Cannabisgesetz (CanG) zeichnet ein anderes Bild: Strenge Auflagen drohen das "Soziale" im Namen zu ersticken und die Vereine zu reinen, unpersönlichen Ausgabestellen für Cannabis zu degradieren. Engagierte Vorstände kämpfen nun darum, den ursprünglichen Community-Gedanken mit Leben zu füllen.
Das Kernproblem liegt in § 29 des CanG. Dieser verbietet den Konsum von Cannabis "in den Räumlichkeiten der Anbauvereinigung und in deren Sichtweite". Was als Maßnahme zum Jugendschutz gedacht war, hat weitreichende Konsequenzen für das Vereinsleben. Es verhindert gemeinsame Verkostungen, den direkten Austausch über die Wirkung verschiedener Sorten und generell ein gemütliches Beisammensein, das für viele andere Vereine – vom Sportclub bis zum Kaninchenzüchterverein – selbstverständlich ist.
Was das Vereinsleben ausbremst
- Strenges Konsumverbot: Kein Konsum in oder nahe der Clubräume erlaubt, was gesellige Runden und direkten Erfahrungsaustausch verhindert.
- Fokus auf Abgabe: Die Clubs werden gesetzlich primär als Orte des Anbaus und der Abgabe definiert, nicht als soziale Treffpunkte.
- Prävention unter erschwerten Bedingungen: Aufklärungsarbeit ist schwierig, wenn der gemeinsame, reflektierte Konsum tabuisiert wird. Der Präventionsauftrag wird zur reinen Theorie.
- Anonymität statt Gemeinschaft: Mitglieder kommen, holen ihr Produkt ab und gehen wieder. Dies fördert eine anonyme Transaktion statt einer lebendigen Clubkultur.
Die große Chance der Prävention wird vertan
Gerade im Bereich der Suchtprävention und des "Safer Use" liegt hier eine verpasste Chance. Anstatt in einem geschützten Rahmen über Konsummuster, Risiken und verantwortungsvollen Umgang zu sprechen, wird der Konsum wieder ins Private verdrängt. Präventionsbeauftragte können zwar theoretische Vorträge halten, doch der praktische, begleitete Austausch in der Gruppe – eine der effektivsten Formen der Prävention – ist unmöglich.
"Wir sollen Suchtprävention betreiben, dürfen aber nicht über das Konsum-Erlebnis sprechen, das bei uns stattfindet, nachdem die Mitglieder die Tür verlassen haben. Das ist absurd. Wir werden zu einer Apotheke ohne Beratung am Tresen degradiert. Das war nicht die Idee hinter der Legalisierung."
Kreative Wege aus der sozialen Sackgasse
Trotz der widrigen Umstände versuchen viele Vereine, das Beste aus der Situation zu machen. Sie organisieren Stammtische und Veranstaltungen in externen, angemieteten Räumen, die weit genug vom Club entfernt sind. Digitale Plattformen wie Discord-Server oder Foren werden zu wichtigen Orten des Austauschs. Workshops zum Thema Anbau, Weiterverarbeitung (z.B. Herstellung von Tinkturen) oder "Safer Use" finden ebenfalls Anklang – alles strikt ohne den praktischen Konsum vor Ort.
Diese Initiativen zeigen den enormen Bedarf an Gemeinschaft. Sie können jedoch nicht vollständig ersetzen, was ein echter, physischer Treffpunkt leisten könnte. Die aktuelle Regelung führt zu einer paradoxen Situation: Während der Staat den Konsum aus der Illegalität holt, verhindert er gleichzeitig die Entstehung einer offenen, aufgeklärten und sozialen Konsumkultur. Es bleibt abzuwarten, ob der Gesetzgeber hier in Zukunft nachbessern wird, um den Cannabis Social Clubs zu ermöglichen, das zu sein, was ihr Name verspricht: soziale Vereine für mündige Erwachsene.