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Analyse

Kostenfalle CSC: Was ein Gramm wirklich kostet

Makroaufnahme von Cannabis-Trichomen unter Laborbedingungen

Die Euphorie über die Gründung von Cannabis Social Clubs (CSCs) weicht langsam der harten Realität der Betriebswirtschaft. Eine der drängendsten Fragen für Mitglieder und Gründer ist: Was wird das Gramm legales, sauberes und qualitativ hochwertiges Cannabis am Ende kosten? Unsere Analyse zeigt, dass der Weg zu einem konkurrenzfähigen Preis mit hohen Hürden gepflastert ist und der Schwarzmarktpreis von 10 Euro pro Gramm für viele Vereine vorerst eine Utopie bleiben dürfte.

Die Grundidee der Anbauvereinigungen ist nicht-kommerziell. Der an die Mitglieder abgegebene Preis darf lediglich die Selbstkosten decken. Doch genau diese Selbstkosten haben es in sich und werden von vielen Initiativen in der Anfangsphase unterschätzt. Sie setzen sich aus einer Vielzahl von fixen und variablen Posten zusammen, die weit über den reinen Anbau hinausgehen.

Die größten Kostenfaktoren für CSCs

  • Immobilien und Sicherheit: Hohe Mieten für geeignete, gesetzeskonforme Standorte sowie massive Investitionen in Einbruch- und Diebstahlschutz (Türen, Zäune, Alarmanlagen).
  • Energiekosten: Der Indoor-Anbau ist extrem energieintensiv. Beleuchtung, Lüftung und Klimatisierung treiben die Stromrechnung in die Höhe.
  • Personal und Verwaltung: Auch wenn vieles ehrenamtlich läuft, benötigen die Clubs mindestens Minijobber für Anbau, Verarbeitung und Verwaltung. Zudem müssen Kosten für Buchhaltung und Steuerberatung einkalkuliert werden.
  • Qualitätssicherung: Regelmäßige Laboranalysen zur Bestimmung des THC/CBD-Gehalts und zur Prüfung auf Pestizide und Schimmel sind teuer, aber gesetzlich vorgeschrieben und für den Verbraucherschutz unerlässlich.
  • Bürokratie und Prävention: Kosten für die Schulung von Präventionsbeauftragten, Versicherungen und die aufwendige Dokumentations-Software summieren sich.

Ein Rechenbeispiel aus der Praxis

Ein mittelgroßer Club mit 300 Mitgliedern und einer geplanten monatlichen Ernte von 10 Kilogramm steht schnell vor monatlichen Fixkosten im fünfstelligen Bereich. Experten schätzen, dass allein die Betriebskosten (ohne initiale Investitionen) bei 15.000 bis 25.000 Euro pro Monat liegen können. Umgelegt auf die Erntemenge ergibt sich so ein reiner Gestehungspreis von 7 bis 12 Euro pro Gramm. Hinzu kommt ein monatlicher Mitgliedsbeitrag, der diese Fixkosten decken muss, unabhängig davon, ob ein Mitglied in diesem Monat Cannabis bezieht oder nicht.

"Viele träumen davon, Cannabis für 5 Euro pro Gramm abzugeben. Das ist unter den aktuellen regulatorischen Bedingungen schlichtweg unmöglich, wenn man es legal und sicher machen will. Wir müssen ehrlich kommunizieren, dass Qualität und Sicherheit ihren Preis haben. Dieser liegt eher bei 10 bis 15 Euro, wenn man alle Kosten einrechnet."
— Finanzvorstand eines großen CSC aus NRW

Kann der legale Markt konkurrieren?

Die Herausforderung für die CSCs wird sein, ihren Mitgliedern den Mehrwert des legalen Produkts zu vermitteln. Dieser liegt nicht primär im Preis, sondern in der garantierten Reinheit, dem bekannten Wirkstoffgehalt und der Sicherheit, keine kriminellen Strukturen zu unterstützen. Kurzfristig wird der Schwarzmarkt preislich oft attraktiver bleiben, insbesondere für Konsumenten, denen diese Aspekte weniger wichtig sind. Mittelfristig könnten jedoch Skaleneffekte, professionalisierte Abläufe und sinkende Hardwarekosten die Preise im legalen Sektor stabilisieren. Die erste Erntewelle wird zeigen, welche Vereine ihre Kalkulation im Griff haben und ob das Modell der Selbstkostenpreis-Abgabe tragfähig ist. Der Kampf gegen den Schwarzmarkt wird nicht nur über die Qualität, sondern entscheidend auch über den Preis geführt werden – und dieser Kampf hat gerade erst begonnen.