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Regulierung & Markt

Meilenstein für den CBD-Markt: UK bringt erste Produkte ins finale Zulassungsverfahren

Symbolbild: Eine CBD-Flasche mit einem offiziellen Siegel der britischen Regierung, im Hintergrund die Union-Jack-Flagge

In einem weltweit beachteten Schritt hat die britische Food Standards Agency (FSA) die letzte Hürde für die Zulassung von CBD-Lebensmitteln eingeläutet. Für die ersten drei Produkte läuft nun die öffentliche Konsultation – der finale Schritt, bevor die Minister grünes Licht geben könnten. Werden die Anträge genehmigt, wären dies die ersten vollständig regulierten CBD-Lebensmittel in Großbritannien und ein globales Novum.(FSA)

Das Wichtigste in Kürze

  • Finaler Schritt: Die britische FSA hat die öffentliche Konsultation für die ersten drei CBD-Anträge (RP07, RP350, RP427) gestartet. Dies ist die letzte Stufe vor einer möglichen Zulassung als Lebensmittel.
  • Globales Novum: Das Vereinigte Königreich ist damit das erste Land weltweit, das einen so klaren und fortschrittlichen regulatorischen Weg für CBD-Lebensmittel bis zum Ende geht. (Business of Cannabis)
  • Strenge Prüfung: Die Zulassung basiert auf knallharten wissenschaftlichen Daten. Die FSA hat eine empfohlene maximale Tagesdosis von 10 mg CBD für einen gesunden Erwachsenen festgelegt und strenge Grenzwerte für THC eingeführt. (FSA Safety Assessment)
  • Marktbereinigung: Seit 2021 dürfen nur noch Produkte verkauft werden, die auf der öffentlichen FSA-Liste stehen. Dieser Schritt hat den Markt bereits professionalisiert und unsichere Produkte verdrängt. (FSA Public List)
  • Signalwirkung für die EU: Eine erfolgreiche Zulassung in UK könnte als Blaupause für die Europäische Union dienen, wo der Prozess seit Jahren stagniert.

Was bedeutet „Novel Food“ überhaupt?

Als „neuartiges Lebensmittel“ (Novel Food) gilt jedes Lebensmittel, das vor dem 15. Mai 1997 im Vereinigten Königreich oder der EU nicht in nennenswertem Umfang für den menschlichen Verzehr verwendet wurde. CBD-Extrakte fallen genau in diese Kategorie. Die Novel-Food-Verordnung ist ein Schutzmechanismus, der sicherstellen soll, dass alle neuen Lebensmittel für Verbraucher sicher sind. Der Prozess ist notorisch komplex und teuer: Antragsteller müssen ein detailliertes wissenschaftliches Dossier einreichen, das die Sicherheit ihres Produkts zweifelsfrei belegt – von toxikologischen Studien über Stabilitätsnachweise bis hin zur genauen Zusammensetzung.

Ein langer Weg zur Legitimität

Der britische CBD-Markt war jahrelang eine Grauzone. Nach dem Brexit ergriff die FSA die Initiative, um den Wildwuchs zu beenden. Sie setzte klare Regeln durch: Nur Produkte, die bereits vor dem 13. Februar 2020 auf dem Markt waren und für die bis zum 31. März 2021 ein gültiger Zulassungsantrag eingereicht wurde, durften weiter verkauft werden. Um für Transparenz zu sorgen, veröffentlichte die FSA eine öffentliche Liste dieser Produkte. Alle nicht gelisteten Artikel mussten aus den Regalen verschwinden – eine massive Marktbereinigung.

"Unsere Priorität ist die Sicherheit der Verbraucher. Der Novel-Food-Prozess ist der einzige Weg, um sicherzustellen, dass CBD-Produkte auf dem britischen Markt sicher und korrekt gekennzeichnet sind."
— Emily Miles, CEO der Food Standards Agency (FSA)

Was bedeutet dieser finale Schritt konkret?

Dass die ersten Anträge nun in der öffentlichen Konsultation sind, bedeutet, dass sie die zermürbende Phase der wissenschaftlichen Risikoanalyse überstanden haben. Unabhängige Gremien wie das Committee on Toxicity (COT) haben die umfangreichen Dossiers der Hersteller geprüft. Auf Basis dieser Daten hat die FSA eine vorläufige akzeptable tägliche Aufnahmemenge (ADI) von 10 mg CBD für einen gesunden Erwachsenen (ca. 70 kg) festgelegt. Gleichzeitig wurden Warnhinweise für die Verpackung vorgeschlagen, die vom Konsum durch Minderjährige, Schwangere oder Stillende abraten. (FSA Guidance)

Auch wenn die endgültige ministerielle Entscheidung noch aussteht, ist dies der bisher bedeutendste Fortschritt in der Regulierung von CBD-Lebensmitteln weltweit. Es ist das Signal, dass die Behörde die vorgelegten Daten für robust genug hält, um eine Zulassung ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Für die Unternehmen hinter den Anträgen ist es die vorläufige Krönung jahrelanger und millionenschwerer Investitionen in die Sicherheit ihrer Produkte.

Ausblick: Eine Blaupause für ein zögerliches Europa?

Der pragmatische und wissenschaftsbasierte Ansatz der Briten steht im starken Kontrast zur Situation in der Europäischen Union. Hier wurden die Novel-Food-Anträge für CBD von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) auf Eis gelegt, da sie weitere Daten zu möglichen Gesundheitsrisiken forderte. (EFSA) Und das, obwohl der Europäische Gerichtshof (EuGH) bereits 2020 im berühmten „Kanavape“-Urteil klargestellt hatte, dass CBD nicht als Betäubungsmittel einzustufen ist. (EuGH)

Sollte das Vereinigte Königreich nun die ersten CBD-Produkte offiziell zulassen, würde dies den Druck auf die EU und ihre Mitgliedstaaten massiv erhöhen, nachzuziehen und den Stillstand zu beenden. Für Verbraucher in ganz Europa wäre das eine gute Nachricht, denn der britische Weg zeigt vor allem eines: Wie man einen unübersichtlichen Markt durch klare Regeln sicher und transparent gestalten kann.