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Einfache Sprache

Einfach erklärt: Bundeswehr lehnt Kiffer ab – obwohl Cannabis legal ist

Symbolbild: Ein Soldat weist einen jungen Mann wegen THC-Test ab.
Wer THC im Test hat, gilt oft als untauglich.

Seit dem 1. April 2024 ist Cannabis für Erwachsene in Deutschland legal (BMG-FAQ zum Cannabisgesetz). Trotzdem hat die Bundeswehr ein totales Verbot – auch im Privatleben. Das sorgt für Probleme bei der Personalgewinnung und für heftige Debatten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gesetz sagt: In Kasernen ist Kiffen verboten (§5 Abs. 3 KCanG). Die Bundeswehr verbietet es aber auch privat.
  • Begründung: Soldaten müssen immer einsatzbereit sein – 24/7. Cannabis könnte die Gesundheit gefährden (§ 17a SG).
  • Konsequenzen: Wer erwischt wird, bekommt meist die Kündigung – vor allem in den ersten vier Jahren (§ 55 SG).
  • Bei der Bewerbung: Drogentest bei der Musterung. THC-Nachweis bedeutet oft: untauglich, Bewerbung gescheitert (Infos zur Musterung).
  • Das Problem: Die Bundeswehr braucht dringend Leute. Aktuell: 182.357 Soldaten (August 2025). Ziel: 203.000 bis 2031. Es fehlen über 20.000! (Offizielle Zahlen)

Warum verbietet die Bundeswehr Cannabis komplett?

Die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber. Soldaten können jederzeit zum Einsatz gerufen werden – auch nachts, am Wochenende oder im Urlaub. Deshalb gelten besondere Regeln.

Die Begründung:

  • Gesundheit schützen: Laut Soldatengesetz § 17a müssen Soldaten ihre Gesundheit erhalten. Cannabis gilt als Risiko.
  • Immer einsatzbereit: Ein Soldat muss zu jeder Zeit fit sein. Die Bundeswehr sagt: Bei Cannabis kann man nicht sicher vorhersagen, wie lange die Wirkung anhält.
  • Unterschied zu Alkohol: Beim Alkohol kann man die Wirkung laut Bundeswehr besser messen. Deshalb ist Bier erlaubt, Cannabis nicht. Das finden viele ungerecht.

Das offizielle Informationsblatt der Bundeswehr erklärt diese Regeln.

Was passiert, wenn ein Soldat trotzdem kifft?

Die Strafen sind hart:

  • Disziplinarverfahren: Wird eröffnet, wenn Cannabis nachgewiesen wird.
  • Entlassung: Besonders junge Soldaten (in den ersten vier Jahren) werden meist fristlos entlassen. Die Karriere ist vorbei.
  • Auch nach Wochen: THC kann wochenlang im Körper nachweisbar sein – auch wenn die Wirkung längst weg ist. Die Bundeswehr unterscheidet nicht zwischen „gerade bekifft" und „vor drei Wochen mal geraucht".

Das bedeutet: Selbst wer am Wochenende privat konsumiert und Montag wieder nüchtern ist, riskiert die Entlassung.

Schon bei der Bewerbung: Der Drogentest

Wer zur Bundeswehr will, muss zur Musterung – einer ärztlichen Untersuchung. Dabei gibt es einen Drogentest (meist Urinprobe).

Das Ergebnis entscheidet über die Tauglichkeit:

  • T1 bis T4: Bedingt oder voll tauglich – man kann weitermachen.
  • T5: Untauglich – Bewerbung gescheitert.

Wenn THC nachgewiesen wird, gibt es meist T5. Auch wenn der Konsum legal war und Wochen zurückliegt. Mehr Infos bietet das Bewerber-Informationssystem.

Das große Problem: Es fehlen Soldaten!

Die Bundeswehr hat zu wenig Personal. Das ist ein riesiges Problem für die Sicherheit Deutschlands.

Die Zahlen (Stand August 2025):

  • Ist-Zustand: 182.357 Soldatinnen und Soldaten
  • Ziel bis 2031: 203.000
  • Lücke: Über 20.000 fehlen!

Die Wehrbeauftragte des Bundestages warnt seit Jahren vor dem Personalmangel. Etwa 20 Prozent aller Stellen sind unbesetzt. Viele Bewerber brechen in den ersten Monaten ab (25-30 Prozent).

Die Cannabis-Falle: Die Bundeswehr braucht dringend junge Leute. Aber genau diese Generation konsumiert häufiger Cannabis – weil es jetzt legal ist. Wer sie deshalb aussortiert, macht die Personalkrise noch schlimmer.

Illustration: Gestresster Bundeswehr-Recruiter vor leerem Wartezimmer, weil Bewerber wegen THC-Tests aussortiert wurden
Die Falle: Wer dringend Personal braucht, kann sich keine starren Verbote leisten.

Warum viele das unfair finden

Kritiker sagen: Die Regeln sind ungerecht und passen nicht mehr in die heutige Zeit.

1. Der Alkohol-Widerspruch

Alkohol: In der Kantine gibt's Bier. Nach Dienstschluss ein Feierabendbier? Kein Problem.

Cannabis: Am Samstagabend zu Hause einen Joint? Karriereende.

Beide Substanzen sind legal. Aber nur Cannabis wird komplett verboten – auch im Privatleben.

2. Verschiedene Regeln für verschiedene Leute

Es gibt drei Gruppen bei der Bundeswehr – mit unterschiedlichen Regeln:

  • Soldaten: Cannabis ist immer verboten – auch privat.
  • Zivilangestellte der Bundeswehr: Dürfen privat konsumieren, solange sie nicht bekifft zur Arbeit kommen.
  • Reservisten: Dürfen privat konsumieren – nur nicht, wenn sie aktiv im Dienst sind (Augen geradeaus!).

Viele Soldaten finden das ungerecht: Warum gelten für sie strengere Regeln als für Kollegen, die denselben Job machen?

3. THC ist lange nachweisbar – ohne Wirkung

Ein großes Problem: THC-Abbauprodukte bleiben wochenlang im Körper, auch wenn die Wirkung längst vorbei ist. Im Straßenverkehr gilt seit August 2024 ein Grenzwert von 3,5 ng/ml im Blut.

Die Bundeswehr nutzt diesen Grenzwert nicht. Dort gilt: THC nachweisbar = Problem. Egal, ob vor drei Tagen oder drei Wochen konsumiert wurde.

Gibt es Lösungen? Der Ruf nach Reform

Immer mehr Leute fordern Änderungen. Auch aus der Bundeswehr selbst.

Vorschlag: Klare Zeitregeln wie in Kanada

Die „Liberalen Soldaten" schlagen vor:

  • 8 Stunden vor dem Dienst: Kein Cannabis.
  • 24 Stunden vor Waffendienst: Kein Cannabis.
  • In der Kaserne: Natürlich verboten.
  • Privat zu Hause: Erlaubt – mit Zeitabstand zum Dienst.

Dieses Modell funktioniert in Kanada bereits. Es schützt die Einsatzfähigkeit und respektiert gleichzeitig die Privatsphäre.

Rechtliche Klagen in Vorbereitung

Der Deutsche Hanfverband sucht Soldaten, die klagen wollen. Ziel: Die Gerichte sollen prüfen, ob das Totalverbot rechtens ist. Ist es eine unfaire Einschränkung der Grundrechte?

Die Gegenseite: Bundeswehr bleibt hart

Die Wehrbeauftragte Eva Högl und das Verteidigungsministerium sagen: Das Verbot bleibt. Begründung: Man könne bei Cannabis nicht sicher vorhersagen, wie lange jemand beeinträchtigt ist. Bei Alkohol gehe das besser.

Fazit: Ein Problem ohne einfache Lösung

Die Situation ist verzwickt:

  • Cannabis ist legal – aber nicht für Soldaten.
  • Die Bundeswehr braucht dringend Personal – sortiert aber Bewerber wegen THC aus.
  • Die Regeln sind streng – aber viele finden sie unfair und veraltet.

Die große Frage: Kann die Bundeswehr moderne Regeln finden, die sowohl die Sicherheit schützen als auch fair sind? Oder macht sie sich mit der Null-Toleranz selbst kaputt?

Die Debatte läuft. Im Herbst 2025 wird das Cannabisgesetz überprüft. Vielleicht ändert sich dann auch etwas für Soldaten.

💬 Deine Meinung ist gefragt!

Was denkst du? Sollte die Bundeswehr Cannabis im Privatleben erlauben – mit klaren Zeitabständen? Oder ist Null-Toleranz richtig?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Strenge Regeln: Für Soldaten gilt Null-Toleranz – begründet mit Pflichten aus dem § 17a SG und § 17 SG.
  • THC bleibt lange messbar: Das sagt u.a. der ADAC. Ein Grenzwert wie im Straßenverkehr (3,5 ng/ml) wird intern nicht genutzt (ADAC News).
  • Personalmangel: Offizielle Zahl: 182.357 aktive Soldatinnen/Soldaten (31.08.2025) – Quelle: bundeswehr.de.
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