Das Curing-Veredelungs-Protokoll

Vom Heu zum Gold: Wie du deine Ernte trocknest, veredelst und konservierst, ohne den Geschmack zu verlieren.

Ab in den Tresor
Phase 1: Der Schnitt

Wet vs. Dry Trim: Die Glaubensfrage

Bevor das Trocknen beginnt, musst du dich entscheiden: Manicurist du die Blüten nass (direkt nach der Ernte) oder trocken (nach 1-2 Wochen)?

"Wet Trim ist für Eilige und Schimmel-Paranoiker. Dry Trim ist für Connaisseure."

Beim Dry Trim trocknen die Blätter um die Blüte herum und schützen die Terpene wie ein Kokon. Das Ergebnis ist meist aromatischer.

  • Wet Trim: Schneide alle Blätter sofort ab. Gut bei hoher Luftfeuchtigkeit.
  • Dry Trim: Hänge die ganze Pflanze auf. Schneide erst, wenn sie trocken ist.
  • Nutze Handschuhe! Das Harz klebt wie Sekundenkleber.
Phase 2: Die Trocknung

Die 60/60 Regel: Das Gesetz der Wüste

Hier scheitern 80% aller Grower. Zu schnell getrocknet = Heu-Geruch. Zu langsam = Schimmel. Das Ziel ist ein langsamer, gleichmäßiger Wasserverlust.

"Low and Slow. 10 bis 14 Tage sind das Ziel. Nicht 3 Tage auf der Heizung!"

Die goldene Regel lautet 60/60: 60% Luftfeuchtigkeit bei 60°F (ca. 16°C). Wenn du das hältst, gewinnst du.

  • Halte den Raum kühl (16-20°C) und dunkel (Licht zerstört THC).
  • Umluft ist wichtig, aber richte den Ventilator NIE direkt auf die Blüten.
  • Der Snap-Test: Wenn die kleinen Stiele knacken statt sich zu biegen, ist es soweit.
Phase 3: Das Sweating

Der Ausgleich: Feuchtigkeit verteilen

Außen fühlen sich die Blüten trocken an ("knusprig"), aber im Inneren steckt noch Feuchtigkeit. Wenn du sie jetzt ins Glas packst, wandert diese Feuchtigkeit nach außen.

"Die Blüten schwitzen nach. Das macht sie wieder weich und bereit für das Glas."

Packe die Blüten in Gläser, aber schließe sie noch nicht fest für Wochen. Beobachte das Hygrometer.

  • Fülle die Gläser nur zu 75%, damit Luft zirkulieren kann.
  • Lege ein kleines Hygrometer mit ins Glas.
  • Wenn die RLF über 70% steigt: Sofort wieder raus und weiter trocknen!
Phase 4: Das Curing

Die Reifung: Burping & Enzyme

Jetzt beginnt die Magie. Bakterien und Enzyme bauen Chlorophyll ab (das für den kratzigen Geschmack und Heu-Geruch verantwortlich ist). Dafür brauchen sie frische Luft.

"Burping ist das Bäuerchen für dein Gras. Lass die alten Gase raus, lass Sauerstoff rein."

Dieser Prozess dauert mindestens 2 Wochen, besser 4 bis 8 Wochen.

  • Woche 1-2: Öffne die Gläser täglich für 10-15 Minuten ("Burping").
  • Riech daran! Ammoniak-Geruch = Schimmelgefahr (zu feucht).
  • Ziel-Zone: Die Luftfeuchtigkeit im Glas sollte sich bei 58-62% einpendeln.
Phase 5: Die Lagerung

Der Tresor: Konservierung für die Ewigkeit

Dein Gras ist perfekt gecured? Dann stopp den Prozess! Jetzt geht es nur noch darum, den Zustand zu halten.

"Licht, Luft und Hitze sind die Feinde. Ein kühler, dunkler Ort ist dein bester Freund."
  • Nutze Boveda-Packs (62% oder 58%), um die Feuchtigkeit automatisch zu halten.
  • Braunglas oder UV-Glas schützt vor Licht.
  • Nicht einfrieren! Das zerstört die Trichome. Kühl lagern reicht.

Expert Corner: FAQ

Mein Gras riecht nach Heu. Ist es verloren?

Meistens ja, weil es zu schnell getrocknet wurde. Du kannst versuchen, es mit Boveda-Packs im Glas nachreifen zu lassen (Curing), aber verlorene Terpene kommen nicht zurück. Geduld beim nächsten Mal!

Boveda 58% oder 62%? Was ist besser?

Geschmackssache. 62% ist der Standard für "sticky" Buds. 58% ist besser, wenn du es im Vaporizer verdampfen willst oder in einer sehr feuchten Umgebung lebst.

Wie lange kann ich Cannabis lagern?

Bei korrekter Lagerung (dunkel, kühl, luftdicht, Boveda) hält es sich 1-2 Jahre ohne großen Qualitätsverlust. Danach baut sich THC langsam zu CBN ab (macht müde).